|   | 
	
		|   
		
 
|   | Aus: Rückkehr nach Frankfurt
Und das Haus* war ein Loch, ein Kellerschacht,
Ein Haufen Dreck zum Hohn,
 Und Schilder waren dort angebracht;
 Darauf stand: Besitz der Nation.
 Ich las die Zeichen traumgenau
 Über dem wehenden Gras,
 Gestalten bückten sich ins Grau
 Und sammelten irgend etwas.
 Und plötzlich stand am Straßenrand
 Er selber in Fleisch und Blut;
 Er trug nicht den blauen Rock mit dem Band
 Und nicht den Campagnahut.
 Er trug nicht einmal sein eignes Gesicht,
 Ich wußte nur: er war da.
 Und ich erschrak wie vorm Jüngsten Gericht,
 Weil er sein Haus ansah.
 * Gemeint ist das Goethehaus im Frankfurter Hirschgraben
 |  
| Einiges
 Einiges langweilt mich
Neuerdings:
 Von mir selbst zu sprechen
 Über mich selbst
 Nachzudenken
 Mich selbst
 Zu beklagen
 Ich schreibe das Leben
 Seine Erscheinungen
 Seine Verwerfungen
 Die immer neuen
 Dir in memoriam
 Endlos...
 |   |  
|  | Hiroshima
 Der den Tod auf Hiroshima warf
Ging ins Kloster, läutet dort Glocken.
 Der den Tod auf Hiroshima warf
 Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
 Der den Tod auf Hiroshima warf
 Fiel in Wahnsinn, weht Gespenster ab
 Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich
 Auferstandene aus Staub für ihn.
 Nichts von alledem ist wahr.
Erst vor kurzem sah ich ihn
 Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
 Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich.
 Das wächst nicht so schnell, dass sich einer verbergen könnte
 Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
 Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
 Die neben ihm stand im Blumenkleid
 Das kleine Mädchen an ihrer Hand
 Der Knabe der auf seinem Rücken saß
 Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
 Sehr gut erkennbar war er selbst
 Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
 Verzerrt von Lachen, weil der Photograph
 Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.
 |  
   
 
    ©2000-2001netz.debuet |  |     
	Gedichte 1 Gedichte 2
 Gedichte 3
 |